Balten feiern 35 Jahre Patenschaft mit Hessen
- Michael Anger
- 4. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Vor 35 Jahren übernahm das Land Hessen die Patenschaft für die Deutsch-Baltische Gesellschaft (DBGes). Bei der Feier aus diesem Anlass im Baltenhaus in Darmstadt würdigte MdL Andreas Hofmeister, Landesbeauftragter für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, die Arbeit der DBGes. Sie leiste wertvolle Erinnerungsarbeit, indem sie das historische Erbe der Deutschbalten lebendig halte und für kommende Generationen erfahrbar mache.

Insbesondere dankte er dem Bundesvorsitzenden Andreas Hansen sowie Hemma Kanstein, Leiterin der Bundesgeschäftsstelle. Seit Jahrzehnten nehme die DBGes eine Brückenfunktion zwischen dem deutschen Volk und den Völkern im baltischen Raum wahr.
Die Brückenfunktion hob auch Marika Linntam, Botschafterin der Republik Estland, in ihrer Festrede hervor. Die Deutschbalten mit ihren vielfältigen Verbindungen in die alte Heimat hätten dazu beigetragen, die Kenntnisse der Deutschen über das Baltikum auszuweiten. Auch den Deutschbalten sei es zu verdanken, dass Estland zum gemeinsamen Europa gehöre. Begeistert zeigte sich Linntam von der Vielseitigkeit der deutschbaltischen Kultur, die sich bis heute auf Esten und Letten auswirke. Deshalb zeige bis Ende August in Dresden die Ausstellung „Spiegel im Spiegel“ estnische und deutsche Kunst von Lucas Cranach bis Arvo Pärt und Gerhard Richter.
Auch zur lettischen Kultur hätten die Deutschbalten einen großen Beitrag geleistet, stellte Magone Runka von der lettischen Botschaft fest. Angesichts der Tatsache, dass rund 50.000 Letten in Deutschland lebten, sei es umso erfreulicher, dass viele Deutschbalten beziehungsweise deren Nachfahren, das Baltikum besuchten.
Von der hohen Bedeutung der Kontakte ins Baltikum sprach auch Siegbert Ortmann, Vertreter des Bundesverbands der Vertriebenen in Hessen, in seinem Grußwort. Wichtig sei es, in Estland und Lettland das Bewusstsein für deutsche Kultur und Sprache zu stärken.
Zu den Deutschbalten gratulierte den Hessen Dr. Nicolai von Cube, stellvertretender Präsident des Verbandes der Baltischen Ritterschaften. Mit leeren Händen seien die meisten Deutschbalten 1945 dagestanden. Mitgebracht hätten sie aber Bildung, Fleiß und die Erfahrungen einer nationalen Minderheit, Deshalb hätten sie sich auch in kurzer Zeit, mit der Hilfe des Landes Hessen, neue Existenzen aufgebaut.
Waltraut Freifrau von Tiesenhausen hatte 1990 die Partnerschafts-Urkunde aus den Händen des damaligen Ministerpräsidenten Walter Wallmann entgegen genommen. Dies habe der Gesellschaft Planungssicherheit gegeben für die Gründung deutsch-baltischer Vereine in der DDR und für die Beteiligung an Aktionen wie „Hessen hilft“, als nach Wiedererlangung der Unabhängigkeit ein Konvoi von 40 Lkw Hilfsmitteln ins Baltikum brachte.
Über ein ungewöhnliches Projekt berichteten die Dorpater Professoren Dr. Reet Bender und Dr. Olev Liivik. Eine interdisziplinäre Forschungsgruppe der Universität Tartu und des Estnischen Nationalmuseums konzentriert sich auf ein bisher systematisch unerforschtes Themengebiet: das Schicksal der baltischen Deutschen, die 1939-1941 bzw. erst um 1944 Estland und Lettland verließen, und die Beziehung zu ihrer ehemaligen und neuen Heimat. Man möchte untersuchen, wie die aus der Heimat mitgenommenen Traditionen und das Gedankengut das Überleben und die Orientierung in den Umbrüchen des 20. Jahrhunderts beeinflussten.
Comments