Zehn Jahre lang entzückte Lya Mara das Kinopublikum in der Weimarer Republik, aber auch in London, Wien oder Paris. 60 Filme wurden mit der begnadeten Tänzerin und nicht so vollendeten Schauspielerin gedreht. Die Ausgabe 2/2021 der „Mitteilungen aus baltischem Leben“ erinnert an die fast vergessene Rigenserin, die mit Stars wie Hans Albers und Harry Liedtke drehte. Wie so viele Menschen aus dem Baltikum führte auch sie, teils wegen der politischen Umstände, ein unruhiges Leben. Geboren 1893 im Zarenreich, der Vater hatte polnische Vorfahren, die Mutter war Lettin. In Berlin heiratete sie den Regisseur Friedrich Zelnik, wurde deutsche Staatsbürgerin. Weil ihr Mann jüdischer Herkunft war wurden sie ausgebürgert und flohen nach England – als Staatenlose. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte Lya Mara als inzwischen britische Bürgerin in der Schweiz. Ihr Grab in Lausanne wurde 2007 aufgelassen.
Große Sympathien erwarb sich auch der Deutschbalte Dr. med. Herbert Bernsdorff, allerdings bei den Nazis. Während der deutschen Besetzung des Baltikums 1941 – 1944 war er zuständig für alle Krankenhäuser, Lazarette, psychiatrische Anstalten, für die Umsetzung der Rassehygienegesetze und für die Verhütung von Seuchen. Als sich Fleckfieber ausbreitet, gründet er ein Forschungsinstitut, um einen Impfstoff herzustellen. Im Lager Salaspils wird auf Bernsdorffs Weisung eine abstruse „Heilmethode“ an internierten Kindern erprobt, deren Eltern als Partisanen gelten: Sie werden durch Läuse mit Fleckfieber infiziert, dann wird ihnen Urin in den Darm eingegeben. Uta von Arnim, die Enkelin des Mediziners, hat sich das Verdienst erworben, in ihrem Buch „Das Institut in Riga. Die Geschichte eines NS-Arztes und seiner Forschung. Eine Spurensuche“ ungeschönt die todbringende Vergangenheit ihres Großvaters aufzuzeigen.
Weitere Themen: Hasenpoth, Reisebeschreibungen aus dem 19. Jahrhundert und der Wendezeit; das Archiv der Deutsch-Baltischen Gesellschaft wird geordnet; Jahresversammlung des Vereins Baltische Baudenkmäler in Tartu; 72. Carl-Schirren-Tag; Lüneburg wird Kantstadt.
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