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Kreuzritter, Kirche, Kinder

Eine ganze Reihe interessanter Bücher werden in der Ausgabe 1/2021 der „Mitteilungen aus baltischem Leben“ vorgestellt. Das vielleicht wichtigste: Latvieši, vācbaltieši un Krievija. Polemiska saruna (Letten, Deutschbalten und Russland. Ein polemisches Gespräch). Der Historiker und Diplomat Gints Apals und der Journalist Māris Zanders stellen

darin in Lettland verbreitetet Geschichtsbilder in Frage. Demzufolge waren die Deutschbalten eben nicht nur Kreuzritter und Gutsherren, sondern sorgten für die Selbstverwaltung der baltischen Provinzen, was auch die Entwicklung der Letten zu einer eigenen ethnischen Gemeinschaft beförderte. Andererseits, so die Autoren, waren nach der Bauernbefreiung im 19. Jahrhundert die überkommenen deutschen Eliten nicht bereit, die Letten trotz wirtschaftlichen Aufstiegs an ihrer Herrschaft teilhaben zu lassen. Letten, die sich mit den russischen Revolutionären und später mit den Bolschwiken verbündeten, ignorierten die Gefahr der Russifizierung des Baltikums und in der Zwischenkiegszeit wurde von der Elite der lettischen Politik ignoriert, dass die Mehrheit der Deutschbalten den Nationalstaat der Letten akzeptiert hatte und mit ihnen zusammenarbeiten wollte. – Noch lange nicht beendet ist die Arbeit des Deutsch-Baltischen Kirchlichen Dienstes. Anlässlich seines 75-jährigen Bestehens betont Vorsitzender Helge Klassohn die Notwendigkeit, Rentner, Behinderte und Kinderreiche im Baltikum zu unterstützen, zumal die lutherischen Landeskirchen nur über geringe Mittel verfügen, da es dort keine Kirchensteuer gibt. Der DBKD will die Kontakte zu Universitätsinstituten, diakonischen Fortbildungseinrichtungen und zu Gemeindegruppen ausbauen. – Eingeleitet wird das Heft mit zwei Seiten über Estnisches: Zum einen die Sage vom See Wirts-järw und der Bestrafung der Menschen durch Altvater, zum anderen ein Interview mit dem Diplomaten und Übersetzer Carsten Wilms, der von estnischen Kinderbüchern schwärmt, die besonders Kreativität und Mut der Kinder fördern. Weitere Themen: Lettlands Außenminister und seine Hirschenhöfer Vorfahren; der Rigaer Chirurg Paul Klemm und seine medizinischen Forschungen; der erste Direktor des Rigaer Polytechnikums; Kunst und Kultur im Baltenhaus; unsere Archivarin Renate Adolphi wurde 98.


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