Groß ist die Freude der Esten, 2024 Tartu/Dorpat als Kulturhauptstadt Europas präsentieren zu können. Dies versichert Vaike Hint, Leiterin des Deutschen Kulturinstituts Tartu, in einem
Interview in der neuen Ausgabe der „Mitteilungen aus baltischem Leben“ (4/2023). Auch die mit der Deutsch-Baltischen Gesellschaft assoziierten Organisationen in Estland hoffen auf viele Gäste aus Deutschland, die das umfangreiche Programm anlocken soll. Eine erstaunliche Entwicklung, die durch die aktuelle politische Lage forciert werden könnte: Immer mehr Esten wollen Deutsch lernen statt Russisch. – Groß war auch die Freude des Naturforschers Friedrich Parrot aus Dorpat, als er 1829 auf dem Gipfel des Berges Ararat stand. Die Erstbesteigung hatte er als Führer einer sechsköpfigen Gruppe geschafft. Von der Arche Noah, die laut Bibel am Berg Ararat gestrandet ist, fand er aber keine Spur. Den Ararat konnte er nur besteigen, weil Russland kurz zuvor Armenien besetzt hatte. Heute gehört der Berg zur Türkei. Parrot, als Sohn eines Hochschullehrers in Karlsruhe geboren, kam mit seinen Eltern als Kind nach Dorpat und studierte an der dortigen Universität. Später wurde er Direktor der Hochschule. – Quicklebendig ist der deutsch-baltische Impetus und damit der Kontakt zwischen Menschen deutschbaltischer Abstammung in Deutschland und Esten und Letten immer noch. Dies belegen diverse Jubiläen. So feiert die Fraternitas Dorpatensis zu München ihr 75. Stiftungsfest. Seit der Gründung 1948 hatte man Kontakte zu estnischen und lettischen Exil-Corporationen. Zum Völkerkommers im kommenden Juni begibt man sich in die alte Heimat, nach Dorpat. Seit 30 Jahren besteht das Deutsch-Lettische Begegnungszentrum Liepaja, das sich die Popularisierung der deutschen Sprache und die Erforschung des deutschen Kulturerbes in Kurland auf die Fahnen geschrieben hat. Vor 20 Jahren gegründet wurde der Deutsche Kulturverein Ventspils. Seine Besonderheit: Das Ensemble „Windau“ gibt Konzerte mit deutschen Volksliedern. Dafür gabs zum Jubiläum ein Dankschreiben des Lettischen Nationalen Kulturzentrums. – Weitere Themen: Internationale Kulturtage Mare Balticum; der Bildhauer Manfred Sihle-Wissel; Erinnerungen von Axel von Campenhausen; Nachrufe Brigitte von Engelhardt und Paul-Gerhard von Hoerschelmann.
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