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Forschungen über das Baltikum ausgezeichnet - Dietrich-A.-Loeber-Preis 2019


Hohe Auszeichnungen übergab der Vorsitzende der Deutsch-Baltischen Gesellschaft, Christian von Boetticher (rechts): den Kulturpreis an die Historikerin Inta Dislere, die Ehrenurkunde an MdB Karl Alois, den Dietrich-A.-Loeber-Preis an Bastian Brombach (links). Foto: Michael Anger
Hohe Auszeichnungen übergab der Vorsitzende der Deutsch-Baltischen Gesellschaft, Christian von Boetticher (rechts): den Kulturpreis an die Historikerin Inta Dislere, die Ehrenurkunde an MdB Karl Alois, den Dietrich-A.-Loeber-Preis an Bastian Brombach (links). Foto: Michael Anger

Fünf junge Deutsche haben sich in wissenschaftlichen Arbeiten mit Persönlichkeiten und Vorgängen der alten und neuesten Geschichte des Baltikums befasst. Ihre besonderen Leistungen wurden jetzt mit der Verleihung des Dietrich-A.-Loeber-Preises 2019 der Deutsch-Baltischen Gesellschaft und des Deutsch-Baltischen Kulturwerks gewürdigt. Bei der Mitgliederversammlung in Darmstadt verlieh die Gesellschaft ihren Kulturpreis der lettischen Historikerin Inta Dislere, MdB Alois Karl wurde als Vorsitzendem der deutsch-baltischen Parlamentariergruppe die Ehrenurkunde verliehen. Die erfolgreiche zukunftsgerichtete Arbeit der Deutsch-Baltischen Gesellschaft als Brückenbauer zwischen Ländern und Generationen wurde durch die Neuaufnahme von Kulturvereinen in Lettland bestätigt.

Der Förderung des akademischen Nachwuchses in baltischen Themenfeldern dient der Preis für Studierende und Doktoranden, die sich mit einem politischen, wirtschaftlichen, kulturellen Aspekt des Baltikums in Geschichte und Gegenwart befassen. Eine international besetzte Jury hat die Preisträger ausgewählt. Benannt ist der Preis nach dem 2004 verstorbenen deutschbaltischen Rechtswissenschaftler Dietrich A. Loeber. Er hatte 1988 und 1989 in Estland und Lettland Vorträge zum Hitler-Stalin-Pakt gehalten, der damals in der Sowjetunion geleugnet wurde. Zum ersten lettischen Juristenkongress nach der Perestroika brachte Loeber 1990 eine im Selbstverlag gedruckte Version des lettländischen Zivilgesetzbuches von 1937 mit. Nach 1991 hielt der gebürtige Rigenser regelmäßig Vorlesungen an baltische Universitäten.


Dietrich-A.-Loeber-Preisträger Der erste Preis ging an Bastian Brombach (Potsdam). Er hatte ein Praxissemester an der Nationalbibliothek Riga absolviert. Aus seiner Masterarbeit heraus beschäftigte er sich mit der sozialen Herkunft und der Mobilität livländischer Studenten zwischen 1500 und 1560. Er legte anhand von Matrikeln dar, dass viele deutschstämmige Studenten aus den heutigen baltischen Ländern vor allem in Rostock und Wittenberg studierten, da es im Baltikum noch keine Universitäten gab. Die frühzeitige Verbreitung der Reformation im damaligen Livland und Estland könnte in dieser Tatsache ihren Ursprung haben. Jedenfalls, so Brombach, sollte den Studenten, die heutzutage über ein Auslandsstudium nachdenken, bewusst sein, dass Mobilität und der geistige Austausch über Ländergrenzen hinweg schon im ausgehenden Mittelalter selbstverständlich war. Mit den Lebensstationen des Sängers und Komponisten Johann Valentin Meder als Beispiel für Kulturaustausch hatte sich Frederieke Maria Schnack (Kiel) beschäftigt. Der gebürtige Thüringer war nach dem Studium in Leipzig unter anderem über Hamburg, Kopenhagen und Reval nach Riga gekommen, wo er bis zu seinem Tod 1719 als Domorganist wirkte. Literatur von Werner Bergengruen, Siegfried von Vegesack und Gertrud von den Brincken wertete Lena-Marie Franke (Passau) aus. Sie erforschte in der deutschbaltischen Literatur des 20. Jahrhunderts die Bedeutung der Begriffe „Grab“ und „Friedhof“ als Teil der Heimat, aber auch Tor zu einer anderen Welt. Die Verehrung von Johan Laidoner, dem Oberbefehlshaber in Estland während der Befreiungskriege, hatte ausführlich und kritisch Laura Viktoria Potzuweit untersucht. Marcel Knorn (Greifswald) beobachtete den Sender ETV+, der in Estland gegründet wurde, damit dort die russischstämmige Bevölkerung nicht mehr auf Sender in Russland angewiesen ist, um Informationen über Estland und Unterhaltung in ihrer Muttersprache zu sehen.

Die Nachwuchstagung wurde durch das Bundesministerium für Kultur und Medien gefördert. Die Sparkasse Darmstadt sowie die Entega-Stiftung spendeten die Preisgelder.


Beifall für Domus Rigensis Ungebrochen ist der Zuspruch für deutsch-baltische Kulturarbeit in Lettland, vor allem in Riga. Der Verein Domus Rigensis sandte zur Mitgliederversammlung der Deutsch-Baltischen Gesellschaft wieder eine umfangreiche Liste seiner Tätigkeiten im Jahr 2018. Neben den alljährlichen international ausgerichteten Kulturtagen veranstaltete der Verein Konzerte, Theatervorstellungen, Vorträge, Adventstreffen. Seinem Antrag, die bisherige assoziierte Mitgliedschaft in eine engere körperschaftliche umzuwandeln, wurde unter Beifall entsprochen. Als assoziiertes Mitglied aufgenommen wurde der Rigaer Deutsche Kulturverein. Er wurde 1989 gegründet und verfolgt vor allem das Ziel, die deutsche Sprache und Kultur in Lettland zu erhalten.


Bundestag finanziert Konferenzen Ein hohes Ansehen haben die Deutsch-Balten auch beim Bundestag. Beweis: Das Parlament hat im Rahmen der auswärtigen Kulturpolitik beschlossen, der Deutschbaltischen Studienstiftung, die auf dem Weg zu einem Jugend- und Kulturwerk ist, mehr als 100.000 Euro für eine internationale Deutsch-Baltische Konferenz mit rund 100 Teilnehmern Anfang Juli in Riga zur Verfügung zu stellen. Wenn sie erfolgreich ist, sind weiter Gelder für 2020 für Konferenzen in Tallin und Vilnius bereits in Aussicht gestellt.


Kulturpreis an Inta Dislere Vorurteile gegen die Deutschbalten abbauen und ihren lettischen Landsleuten die wenig bekannte Seite der eigenen Geschichte nahe bringen – dem hat sich Inta Dislere jahrzehntelang gewidmet. Für ihren „bewundernswerten Fleiß und unermüdliche Leidenschaft . . . Stereotype zu hinterfragen und falsche Eindrücke zu korrigieren“, überreichte der Vorsitzende der Deutsch-Baltischen Gesellschaft, Christian von Boetticher, der Leiterin des Museums im Schloss Durben/Durbe den Kulturpreis der Gesellschaft. Er hob dabei die Bedeutung Disleres als Autorin von Büchern über baltische Gutshöfe und Persönlichkeiten hervor, sowie ihre Übersetzung der Erinnerungen der deutschbaltischen Dichterin Gertrud von den Brincken.


Ehrenurkunde Die Ehrenurkunde der Gesellschaft erhielt der Bundestagsabgeordnete Alois Karl (CSU). Als Vorsitzender der Deutsch-Baltischen Parlamentariergruppe habe er sich weit über das erforderliche Maß für die baltische Sache eingesetzt, so von Boetticher. Am Herzen gelegen habe ihm vor allem die Förderung der Jugendarbeit. Laut Karl hat die Gruppe derzeit 48 Mitglieder und organisierte 2018 rund 50 Veranstaltungen.

Das Bundestreffen endete mit einer Kranzniederlegung am Ehrenmal am Kapellplatz. (ma)


Frederieke Maria Schnack
Frederieke Maria Schnack

Laura Viktoria Potzuweit
Laura Viktoria Potzuweit

Lena-Marie Franke

Marcel Knorn

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